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SR2-Liebhaber
trotzen dem schlechten Wetter
„
Hallo Drosa, hier ist Antenne SR 2“
so begrüßte Bernd Wagner am Wochenende die Besucher im
Naherholungszentrum(NEZ) der Gemeinde im Osternienburger Land. Welche
Besucher wird man sich fragen, ist denn schon wieder Heimatfest?
Nein! Das ist erst Ende Juni. Am Wochenende stand Drosa ganz im
Zeichen des SR2. Der Club aus Wulfen veranstaltete sein 3. Treffen.
Bernd Wagner konnte trotz des miesen Wetters am Samstag und Sonntag
viele Gäste begrüßen. Er versorgte sie mit Informationen rund um
das Kultmoped und interviewte die doch zahlreichen Besucher. Aus
Ermsleben, der Wustermark bei Berlin, Bitterfeld, Dessau und dem
sächsischen Taucha z.B. fanden Liebhaber des DDR-Kultmopeds den Weg
nach Drosa. Letztgenannte kamen sogar per Achse mit ihrem SR 2 aus
Sachsen angereist. Mit ihrem Moped legten sie dabei knapp 100
Kilometer zurück. Getoppt wurden diese nur noch von den Freunden der
„Bikerschmiede“ aus Zilly. Diese bogen am Sonntagmorgen mit ihren
außergewöhnlichen SR2 nach knapp 120 Kilometer Anfahrt auf den
Festplatz in Drosa ein. Insgesamt konnten mehr als hundert SR1 und
SR2 an beiden Tagen von den Besuchern inspiziert und begutachtet
werden. Beim Erfahrungsaustausch entstanden rege Diskussionen unter
den interessierten Gästen. Wer für sein Moped Ersatzteile brauchte
der fand an den Ständen der Händler eine große Auswahl vor. SR1
und SR2 sind für viele Drosaer und Wulfener mittlerweile zum Hobby
geworden.
“SR"
hört sich an wie eine Virendefinition, auf alle Fälle klingt es
ziemlich gefährlich. Aber das ist es nicht im Geringsten. Es ist
kein Virus oder etwas anderes dieser Art. Bei der Abkürzung SR oder
SR1/2 handelt es sich einzig und allein um einen zweirädrigen Moped-
Oldtimer mit einem 1,8PS Triebwerk welcher eine
Spitzengeschwindigkeit vom max.
40 km/h
erreichen kann. Seine Kraft bezieht der qualmende Zweitakter aus
seinen 48 Kubikzentimeter kräftigen Motor. Bei der Abkürzung "SR"
steht das "S" für Sömmerda und "R" für
Rheinmetall. Dieses Fortbewegungsmittel der Suhler Simson Werke wurde
im Zeitraum 1955 bis 1963 in verschiedenen Modellreihen erfolgreich
in der ehemaligen DDR gebaut und auch ins Ausland verkauft. Hier
wurde dann die Bezeichnung "SR2 E" verwandt. Das "E"
stand dann in diesem Fall für Export.
In
Drosa wird mit dem Kultmoped auch ein Wettbewerb durchgeführt.
Analog dem Ringreiten auf dem Pferd hat Georg Schaub, der Initiator
des Treffens, das Ringfahren auf dem Moped ins Leben gerufen. Drei
Akteure hatten nach drei Runden bei strömenden Regen am Samstag alle
Ringe getroffen. Im Stechen wurden dann folgende Platzierungen
ermittelt. Der erste Platz ging an Vorjahrssieger Ingo Elze aus
Reppichau. Es folgten ihm der Drosaer Carsten Friedrich und der
Wulfener Martin Schwan auf den Plätzen.
Am
Sonntagmorgen, der Regen hatte aufgehört, holte sich „Antenne
RS2“ Moderator Bernd Wagner den „Chef vom Ganzen“, Georg Schaub
ans Mikrofon. Der erklärte: „ Ich habe mit dem lieben Gott
telefoniert. Es bleibt den ganzen Tag trocken!“ Recht sollte er
behalten. Erst am späten Nachmittag begann es wieder leicht zu
tröpfeln. Punkt 9.00 Uhr, als sechs außergewöhnliche Typen mit
ihren nicht minder skurilen SR2 den Weg auf dem Festplatz fanden,
lugte sogar die Sonne hinter den Wolken hervor. Die Gruppe aus dem
Vorharzörtchen Zilly war angekommen. Herzliche Umarmungen zwischen
den Wulfener und den Harzer SR2 Freunden hatte dies zur Folge. „
Uns hat der Schorsch mit dem SR2-Virus infiziert“ erzählt Ulf
Niebel. So bastelten sie seit dem ersten Treffen wieder an Kultmopeds
aus DDR-Zeiten herum. Bekannt wurden die Jungs aus Zilly mit ihrem
größten Motorrad der Welt, welches mit einem Panzermotor
angetrieben wird. Nach Drosa brachten sie u.a. ein SR2 mit
Postanhänger sowie ein SR2 mit Seitenwagen, angebaut aus einer alten
Straßenlampe aus Zeiten vor der Wende, mit. Dieses außergewöhnliche
Teil steuerte der fast 70jährige Wilfried Niebel. Sein Beifahrer war
der Rauhhaardackel „Bimbo“. Beide begaben sich dann auch auf die
einstündige Ausfahrt am Sonntagnachmittag. Eigentlich wollte
Sprecher Bernd Wagner in diesem Jahr die 100 knacken. Das Wetter
hielt einige Starter zurück. Als Georg Schaub sich das Laibchen mit
der Startnummer 72 überzog war klar – es gingen genauso viele
Teilnehmer an den Start wie im letzten Jahr. Über Wulfen, Maxdorf,
Köthen, Klietzen, Pißdorf, Osternienburg, Elsnigk, Reppichau,
Kleinzerbst, Aken, Trebbichau und Wulfen führte die fast 40
Kilometer lange Strecke zurück nach Drosa. Es gab in diesem Jahr so
viele Defekte wie nie zuvor. Acht Ausfälle waren auch zu beklagen.
Torsten Seifert war das erste Mal am Start. Ohne Probleme kam er ins
Ziel zurück. „ Es hat unheimlich Spaß gemacht. Ich bin beim
nächsten Mal wieder dabei“ so seine Meinung. Sprachlos war auch
Mario Bringezu. Er ging mit dem Moped seines Vaters an den Start und
wurde durch eine Jury mit einem Pokal für das originalste Fahrzeug
geehrt. „ Das hätte ich nicht gedacht“ waren seine Worte nach
der überraschenden Ehrung.
Trotz
des miesen Wetters zogen die SR2-Freunde aus Wulfen ein positives
Fazit. Georg Schaub im Gespräch mit der MZ: „ Der Regen am
Samstagabend konnte der guten Stimmung unter dem Anbau nichts antun.
Zur guten Laune trugen die Band „Roadrunner“ und die Wilden
Weiber aus Wörbzig bei. Vergessen zu erwähnen möchte ich auch
nicht die Gruppe „Step by Step“ aus Köthen“. Den Abschluss
des Abends bildete ein Würstchenwettessen. Marco Hermann aus Wulfen
schaffte in einer Viertelstunde 19 Stück. „ Wir sind mit allem
wieder mal zufrieden und freuen uns schon auf das nächste Mal“
erzählt Schaub. Der Termin für das nächste Treffen steht auch
schon. Am 4./5. Mai 2013 geht „Antenne RS 2“ in Drosa wieder auf
Sendung und berichtet dann vom 4. Treffen der SR2-Freunde.
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